Filialkirche Christi Himmelfahrt © Foto: Peter Dafinger

Filialkirche Christi Himmelfahrt

Alle Informationen über die Filialkirche Christi Himmelfahrt im Pfarrverband St. Anton.

Spi­tal­hof­stra­ße 50
94032 Pas­sau

Titularfest: Christi Himmelfahrt

Vorgeschichte und Kirchenbau

Blickt man von der hoch gele­ge­nen Pfarr­kir­che St. Anton aus in Rich­tung Donau, so liegt die­ser nörd­li­che Teil der Pfar­rei in der Tie­fe und reicht bis hin zum Ufer des Stro­mes. Die­ses Tief­land, ursprüng­lich ent­lang der vor­ma­li­gen Früh­ling­s­tra­ße in die Pfarr­ge­bie­te Hei­ning und St. Anton geschie­den, war im 20.Jh. auf­grund der Bahn und Ufer­stra­ßen ein bevor­zug­tes Gebiet für die Stadt­er­wei­te­rung durch Ansied­lung von Gewer­ben und nach­fol­gen­dem Woh­nungs­bau. Dem Bedürf­nis nach orts­na­her Seel­sor­ge nach­kom­mend, wur­de 1930 auf Hei­nin­ger Pfarr­ge­biet stadt­ein­wärts die Pfar­rei St. Josef/​Auerbach errichtet.

Die beson­ders auch nach dem zwei­ten Welt­krieg ste­tig anwach­sen­de Bevöl­ke­rung am süd­li­chen Donau­ufer ließ dann den Gedan­ken rei­fen, nun­mehr auf St. Anto­ner Pfarr­ge­biet stadt­aus­wärts eben­falls eine neue Pfar­rei zu errich­ten. Ein 1964 gegrün­de­ter Kir­chen­bau­ver­ein nahm sich des Anlie­gens der Men­schen an, die bereits pro­vi­so­risch zuerst in einer Werk­hal­le der Fir­ma Röhr und spä­ter in einer Kir­chen­ba­ra­cke Got­tes­diens­te fei­ern konnten.

Was auf der erwor­be­nen Muhr­wie­se an der Stant­ler­stra­ße hät­te gebaut wer­den sol­len, ist ein kur­zer Abriß des ver­än­der­li­chen Kir­chen­ver­ständ­nis­ses nach dem Kon­zil: Die Plä­ne gin­gen von einer zwei­tür­mi­gen Mini­ba­si­li­ka über einen Got­tes­dienst­be­reich in der Eta­ge eines Wohn­blo­ckes (Gott als Mit­be­woh­ner) bis zum letzt­lich rea­li­sier­ten Gedan­ken des Got­tes­zel­tes zwi­schen den Häu­sern der Men­schen. Bestim­mend für die­se schlich­te Lösung war der zuneh­men­de Zwei­fel an der Sinn­haf­tig­keit neu­er Pfarr­grün­dun­gen im inne­ren Stadt­be­reich und die damit ver­bun­de­ne Erkennt­nis, daß der Neu­bau eine Filia­le von St. Anton blei­ben wird. Die unter Pfar­rer Josef Krum­bach­ner von Archi­tekt Harald Wicke 19731975 erbau­te Kir­che im Tief­land, am namens­ge­ben­den Fest Chris­ti Him­mel­fahrt (8.5.1975) durch Bischof Dr. Anto­ni­us Hof­mann geweiht, ist und bleibt Seel­sor­ge­schwer­punkt im Nor­den unse­rer Pfarrei.

Ein Gang durch die Kirche

Zwi­schen der beleb­ten Spi­tal­hof­stra­ße und dem in Stahl­be­ton aus­ge­führ­ten Kir­chen­ge­bäu­de befin­det sich ein weit­räu­mi­ger, teils gepflas­ter­ter, teils begrün­ter Platz (1995 umge­stal­tet), der zum Ver­wei­len unter schat­ti­gen Pla­ta­nen, zum Spie­len und zum Fes­te­fei­ern (Pfarr­fest an Chris­ti Him­mel­fahrt) ein­lädt. Durch zwei gro­ße höl­zer­ne Haupt­por­ta­le, ein­ge­las­sen in die mehr­fach abge­win­kel­te glä­ser­ne Ein­gangs­front, betritt man zunächst eine klei­ne Vor­hal­le mit Anschlag­ta­feln und Schau­kas­ten. Durch einen wei­te­ren glä­ser­nen Raum­tei­ler, der den Ein­fall des Tages­lichts in den sonst eher im Halb­dun­kel lie­gen­den Innen­raum begüns­tigt, gelan­gen Sie in eine moder­ne, ästhe­tisch in sich weit­ge­hend stim­mi­ge Kir­che, deren Kon­zept sich bereits von hier aus erschließt.

Sie ist ein stei­ner­nes Zelt Got­tes, der auf dem Weg sei­nes Vol­kes durch die Wüs­ten der irdi­schen Pil­ger­schaft mit­geht – ganz im Anklang an die geschicht­li­che Erfah­rung Isra­els. Hier sol­len die Men­schen, die sich zur gemein­sa­men Lit­ur­gie ver­sam­meln oder zum pri­va­ten Gebet ein­fin­den, erfah­ren, daß Gott ihnen nahe, daß er mit­ten in ihrer all­täg­li­chen Lebens­welt gegen­wär­tig ist. Chris­tus sagt: Ich bin bei Euch alle Tage bis ans Ende der Welt“ (Mt 28,20) – die­se Wor­te ste­hen auf den Türen des bron­ze­nen, kugel­för­mi­gen Taber­na­kels. Auf die Got­tes­be­geg­nung des Mose vor dem bren­nen­den Dorn­busch deu­ten die Flam­men hin, die aus sei­nem Inne­ren her­vor­zu­bre­chen schei­nen und so den Taber­na­kel als Ort der Kraft und Gegen­wart des Ich-bin-da“ aus­wei­sen. Der Bild­hau­er Leo­pold Haf­ner hat ihn – eben­so wie die wei­te­re Aus­stat­tung des Altar­rau­mes – geschaffen.

Die Gegen­wart Got­tes durch und in Chris­tus erfah­ren wir am ein­dring­lichs­ten im Sakra­ment sei­nes Lei­bes und Blu­tes. Gott ist für uns nicht nur geis­tig prä­sent, son­dern sin­nen­haft faß­bar, ein Lebens-Mit­tel, eine näh­ren­de Spei­se unter­wegs. Bei ihm dür­fen wir alle­zeit Sta­ti­on machen und durch ihn uns stär­ken, erqui­cken, auf­rich­ten las­sen. Nichts tut Gott lie­ber für uns als eben dies! Und das Got­tes­haus“ ist der Ort schlecht­hin, wo es geschieht. So lädt der gan­ze Raum ein zur Fei­er der hl. Eucha­ris­tie in der Gemein­schaft der Gläu­bi­gen – ob sie nun klein ist, wie an Werk­ta­gen, und sich in den seit­li­chen Kir­chen­bän­ken ver­sam­melt oder groß und sich auf den gesam­ten Raum verteilt.

Die Altar­in­sel zieht die Auf­merk­sam­keit des Ein­tre­ten­den zunächst auf sich, auch wenn man viel­leicht noch einen Blick zur Sei­te auf die Orgel oder die Kera­mik­skulp­tur von Mari­an­ne Wim­mer (verst.2002) wirft, die die Stadt (Jeru­sa­lem oder Nini­ve?) eines alt­tes­ta­ment­li­chen Pro­phe­ten (Jona oder Jere­mia?) mit dem Pas­sau unse­rer Tage in Ver­bin­dung bringt. Die Altar­in­sel befin­det sich in dem Raum unter der Zelt­dach­spit­ze; hoch über dem Altar tref­fen sich dort die Stahl­be­ton­trä­ger in einer Art Schluß­stein“. Rund um die­sen Kraft­punkt“ sind gleich einer Kro­ne Ober­lich­te ange­ord­net, die den Altar direkt mit Tages­licht befluten.

Die Altar­in­sel selbst erhebt sich zwei­stu­fig über das Niveau des Kir­chen­bo­dens aus ita­lie­ni­schen Cot­to-Flie­sen und ent­spricht in ihrer abge­win­kel­ten Form den Lini­en der Sitz­an­ord­nung. An der dem Ein­gang dia­go­nal gegen­über lie­gen­den recht­wink­li­gen Ecke der Insel steht ein mäch­ti­ger rot­mar­mor­ner Ambo, der wie ein Schiffs­bug auf­ragt und den Men­schen­fi­schern“ nach allen Sei­ten hin zur Ver­kün­di­gung des Got­tes­wor­tes dient. In der Mit­te der Altar­in­sel trägt ein gera­de­zu ver­spielt wir­ken­der, ein fro­hes Spiel der For­men dar­bie­ten­der Beton­so­ckel die eben­so rot­mar­mor­ne qua­dra­ti­sche Altarplatte.

Der Altar ist Mit­tel­punkt des fest­li­chen Opfer­mahls der Fami­lie des Herrn; die­se fei­ert Tod, Auf­er­ste­hung und Him­mel­fahrt vor dem bron­ze­nen Altar­kreuz, von dem der grau­sa­me Bal­ken schon abge­löst ist; vor dem Chris­tus, der den Tod über­wun­den hat und nun jubelnd-öster­lich die von Tod, Schuld und Not Gefan­ge­nen heim­führt. Daß es licht­wärts“ geht, bezeu­gen die Altar­ker­zen, die je drei­fach auf bron­ze­nen Leucht­erscha­len ste­cken. Die Drei­zahl der Ker­zen wie­der­holt sich bei den Apos­tel­leuch­tern, die – wie­der­um in Drei­er­grup­pen – die gan­ze Wand des Altar­rau­mes ent­lang ange­bracht sind. Auch das Bild­nis der Mut­ter­got­tes mit dem Jesus­kind und dem Hl. Anto­ni­us, das Leo­pold Haf­ner in einen bron­ze­nen Rah­men gefasst hat, wird noch von den Apos­tel­ker­zen ange­strahlt (Abb. 31). Ihr Licht gibt dem Altar­raum als Ort eines hei­li­gen Gesche­hens einen fest­li­chen Schim­mer und hebt an der als Halb­re­li­ef gestal­te­ten Beton­rück­wand das Wei­che und Flie­ßen­de der For­men her­vor. Flam­men und wol­ken­ar­ti­ge Gebil­de tau­chen aus dem har­ten Grau auf und wei­sen zusam­men mit den plas­tisch aus­ge­führ­ten Sym­bo­len von Kreis, Drei­eck und Man­dor­la auf das Mys­te­ri­um des unnah­bar fer­nen und doch gegen­wär­ti­gen Got­tes hin, zu dem Chris­tus in sei­ner Him­mel­fahrt heim­kehrt“.

Das Heimkehr“-Motiv nimmt auch das 4 m hohe bron­ze­ne Kru­zi­fix auf, ein rei­fes Werk Leo­pold Haf­ners, das seit 1998 unse­rer Chris­ti Him­mel­fahrt-Kir­che einen wei­te­ren Schwer­punkt und Glanz ver­leiht. Gleich einem über­di­men­sio­na­len Vor­tra­ge­kreuz ragt es aus dem Boden auf und erin­nert dar­an, daß wir beim Herrn Sta­ti­on machen, daß Chris­tus uns immer vor­an­geht und die Rich­tung him­mel­wärts“ heißt. Der Cor­pus Chris­ti ist so gestal­tet, daß er sowohl am Kreuz fixiert ist als auch sich von ihm abhebt, him­mel­wärts, zur Herr­lich­keit hin. Chris­tus über­win­det im Tod den Tod, und wir sie­gen mit dem Sie­ger. Alles Leid, alle Beschwer­nis wird leich­ter durch die­se Skulp­tur gewor­de­ne Ver­hei­ßung: es geht auf­wärts“, mit Chris­tus kannst du das Kreuz des Lebens bewältigen!

Seit­lich des leicht ver­setzt in einer Man­dor­len­fi­gur der Beton­rück­wand ange­brach­ten Kreu­zes zie­ren die Kir­che meh­re­re raum­ho­he, schma­le, streng geo­me­trisch gestal­te­te Bunt­glas­fens­ter, die Peter Burk­hart aus Mün­chen­ent­wor­fen hat. Das von der West­sei­te ein­fal­len­de Licht gibt die­sem Teil des Rau­mes eine eher gedämpf­te, erwar­tungs­voll-mys­ti­sche Atmo­sphä­re. Die Erfül­lung harrt des Gläu­bi­gen im Altar­raum, auf den das unge­fil­ter­te wei­ße“ Licht von oben fällt.

Chris­tus ist das Licht vom Licht, wah­rer Gott vom wah­ren Gott“, wie wir im Cre­do beken­nen. Ihm begeg­nen wir in sei­nem Wort und im Sakra­ment, und er geht mit uns, wenn wir unse­ren Weg wie­der drau­ßen“ im All­tag unse­res Lebens fort­set­zen – oft genug einen Kreuz­weg, wie ihn uns die expres­si­ven Bil­der von Fritz Krus­pers­ky beim Hin­ge­hen vor Augen stel­len genug einen Kreuz­weg, wie ihn uns die expres­si­ven Bil­der von Fritz Krus­pers­ky beim Hin­ge­hen vor Augen stellen.

Text: © Dr. Josef Wim­mer & © Gus­tav Gais­bau­er
Fotos: © Peter Dafin­ger & © Gus­tav Gaisbauer

Fotoimpressionen Baugeschichte Christi Himmelfahrt

Nach dem Krieg war bis Ende der Sechziger Jahre der Gottesdienst am Sonntag in der Austellungshalle der Fa. Auto-Röhr. Da sich der geplante Bau der Filialkirche Christi Himmelfahrt nicht so schnell realisieren ließ, gelang es Pfr. Krumbachner für die Übergangszeit eine Barackenkirche zu organisieren.