Filialkirche Christi Himmelfahrt
Alle Informationen über die Filialkirche Christi Himmelfahrt im Pfarrverband St. Anton.
Spitalhofstraße 50
94032 Passau
Titularfest: Christi Himmelfahrt
Vorgeschichte und Kirchenbau
Blickt man von der hoch gelegenen Pfarrkirche St. Anton aus in Richtung Donau, so liegt dieser nördliche Teil der Pfarrei in der Tiefe und reicht bis hin zum Ufer des Stromes. Dieses Tiefland, ursprünglich entlang der vormaligen Frühlingstraße in die Pfarrgebiete Heining und St. Anton geschieden, war im 20.Jh. aufgrund der Bahn und Uferstraßen ein bevorzugtes Gebiet für die Stadterweiterung durch Ansiedlung von Gewerben und nachfolgendem Wohnungsbau. Dem Bedürfnis nach ortsnaher Seelsorge nachkommend, wurde 1930 auf Heininger Pfarrgebiet stadteinwärts die Pfarrei St. Josef/Auerbach errichtet.
Die besonders auch nach dem zweiten Weltkrieg stetig anwachsende Bevölkerung am südlichen Donauufer ließ dann den Gedanken reifen, nunmehr auf St. Antoner Pfarrgebiet stadtauswärts ebenfalls eine neue Pfarrei zu errichten. Ein 1964 gegründeter Kirchenbauverein nahm sich des Anliegens der Menschen an, die bereits provisorisch zuerst in einer Werkhalle der Firma Röhr und später in einer Kirchenbaracke Gottesdienste feiern konnten.
Was auf der erworbenen Muhrwiese an der Stantlerstraße hätte gebaut werden sollen, ist ein kurzer Abriß des veränderlichen Kirchenverständnisses nach dem Konzil: Die Pläne gingen von einer zweitürmigen Minibasilika über einen Gottesdienstbereich in der Etage eines Wohnblockes (Gott als Mitbewohner) bis zum letztlich realisierten Gedanken des Gotteszeltes zwischen den Häusern der Menschen. Bestimmend für diese schlichte Lösung war der zunehmende Zweifel an der Sinnhaftigkeit neuer Pfarrgründungen im inneren Stadtbereich und die damit verbundene Erkenntnis, daß der Neubau eine Filiale von St. Anton bleiben wird. Die unter Pfarrer Josef Krumbachner von Architekt Harald Wicke 1973 – 1975 erbaute Kirche im Tiefland, am namensgebenden Fest Christi Himmelfahrt (8.5.1975) durch Bischof Dr. Antonius Hofmann geweiht, ist und bleibt Seelsorgeschwerpunkt im Norden unserer Pfarrei.
Ein Gang durch die Kirche
Zwischen der belebten Spitalhofstraße und dem in Stahlbeton ausgeführten Kirchengebäude befindet sich ein weiträumiger, teils gepflasterter, teils begrünter Platz (1995 umgestaltet), der zum Verweilen unter schattigen Platanen, zum Spielen und zum Festefeiern (Pfarrfest an Christi Himmelfahrt) einlädt. Durch zwei große hölzerne Hauptportale, eingelassen in die mehrfach abgewinkelte gläserne Eingangsfront, betritt man zunächst eine kleine Vorhalle mit Anschlagtafeln und Schaukasten. Durch einen weiteren gläsernen Raumteiler, der den Einfall des Tageslichts in den sonst eher im Halbdunkel liegenden Innenraum begünstigt, gelangen Sie in eine moderne, ästhetisch in sich weitgehend stimmige Kirche, deren Konzept sich bereits von hier aus erschließt.
Sie ist ein steinernes Zelt Gottes, der auf dem Weg seines Volkes durch die Wüsten der irdischen Pilgerschaft mitgeht – ganz im Anklang an die geschichtliche Erfahrung Israels. Hier sollen die Menschen, die sich zur gemeinsamen Liturgie versammeln oder zum privaten Gebet einfinden, erfahren, daß Gott ihnen nahe, daß er mitten in ihrer alltäglichen Lebenswelt gegenwärtig ist. Christus sagt: „Ich bin bei Euch alle Tage bis ans Ende der Welt“ (Mt 28,20) – diese Worte stehen auf den Türen des bronzenen, kugelförmigen Tabernakels. Auf die Gottesbegegnung des Mose vor dem brennenden Dornbusch deuten die Flammen hin, die aus seinem Inneren hervorzubrechen scheinen und so den Tabernakel als Ort der Kraft und Gegenwart des „Ich-bin-da“ ausweisen. Der Bildhauer Leopold Hafner hat ihn – ebenso wie die weitere Ausstattung des Altarraumes – geschaffen.
Die Gegenwart Gottes durch und in Christus erfahren wir am eindringlichsten im Sakrament seines Leibes und Blutes. Gott ist für uns nicht nur geistig präsent, sondern sinnenhaft faßbar, ein Lebens-Mittel, eine nährende Speise unterwegs. Bei ihm dürfen wir allezeit Station machen und durch ihn uns stärken, erquicken, aufrichten lassen. Nichts tut Gott lieber für uns als eben dies! Und das „Gotteshaus“ ist der Ort schlechthin, wo es geschieht. So lädt der ganze Raum ein zur Feier der hl. Eucharistie in der Gemeinschaft der Gläubigen – ob sie nun klein ist, wie an Werktagen, und sich in den seitlichen Kirchenbänken versammelt oder groß und sich auf den gesamten Raum verteilt.
Die Altarinsel zieht die Aufmerksamkeit des Eintretenden zunächst auf sich, auch wenn man vielleicht noch einen Blick zur Seite auf die Orgel oder die Keramikskulptur von Marianne Wimmer (verst.2002) wirft, die die Stadt (Jerusalem oder Ninive?) eines alttestamentlichen Propheten (Jona oder Jeremia?) mit dem Passau unserer Tage in Verbindung bringt. Die Altarinsel befindet sich in dem Raum unter der Zeltdachspitze; hoch über dem Altar treffen sich dort die Stahlbetonträger in einer Art „Schlußstein“. Rund um diesen „Kraftpunkt“ sind gleich einer Krone Oberlichte angeordnet, die den Altar direkt mit Tageslicht befluten.
Die Altarinsel selbst erhebt sich zweistufig über das Niveau des Kirchenbodens aus italienischen Cotto-Fliesen und entspricht in ihrer abgewinkelten Form den Linien der Sitzanordnung. An der dem Eingang diagonal gegenüber liegenden rechtwinkligen Ecke der Insel steht ein mächtiger rotmarmorner Ambo, der wie ein Schiffsbug aufragt und den „Menschenfischern“ nach allen Seiten hin zur Verkündigung des Gotteswortes dient. In der Mitte der Altarinsel trägt ein geradezu verspielt wirkender, ein frohes Spiel der Formen darbietender Betonsockel die ebenso rotmarmorne quadratische Altarplatte.
Der Altar ist Mittelpunkt des festlichen Opfermahls der Familie des Herrn; diese feiert Tod, Auferstehung und Himmelfahrt vor dem bronzenen Altarkreuz, von dem der grausame Balken schon abgelöst ist; vor dem Christus, der den Tod überwunden hat und nun jubelnd-österlich die von Tod, Schuld und Not Gefangenen heimführt. Daß es „lichtwärts“ geht, bezeugen die Altarkerzen, die je dreifach auf bronzenen Leuchterschalen stecken. Die Dreizahl der Kerzen wiederholt sich bei den Apostelleuchtern, die – wiederum in Dreiergruppen – die ganze Wand des Altarraumes entlang angebracht sind. Auch das Bildnis der Muttergottes mit dem Jesuskind und dem Hl. Antonius, das Leopold Hafner in einen bronzenen Rahmen gefasst hat, wird noch von den Apostelkerzen angestrahlt (Abb. 31). Ihr Licht gibt dem Altarraum als Ort eines heiligen Geschehens einen festlichen Schimmer und hebt an der als Halbrelief gestalteten Betonrückwand das Weiche und Fließende der Formen hervor. Flammen und wolkenartige Gebilde tauchen aus dem harten Grau auf und weisen zusammen mit den plastisch ausgeführten Symbolen von Kreis, Dreieck und Mandorla auf das Mysterium des unnahbar fernen und doch gegenwärtigen Gottes hin, zu dem Christus in seiner Himmelfahrt „heimkehrt“.
Das „Heimkehr“-Motiv nimmt auch das 4 m hohe bronzene Kruzifix auf, ein reifes Werk Leopold Hafners, das seit 1998 unserer Christi Himmelfahrt-Kirche einen weiteren Schwerpunkt und Glanz verleiht. Gleich einem überdimensionalen Vortragekreuz ragt es aus dem Boden auf und erinnert daran, daß wir beim Herrn Station machen, daß Christus uns immer vorangeht und die Richtung „himmelwärts“ heißt. Der Corpus Christi ist so gestaltet, daß er sowohl am Kreuz fixiert ist als auch sich von ihm abhebt, himmelwärts, zur Herrlichkeit hin. Christus überwindet im Tod den Tod, und wir siegen mit dem Sieger. Alles Leid, alle Beschwernis wird leichter durch diese Skulptur gewordene Verheißung: „es geht aufwärts“, mit Christus kannst du das Kreuz des Lebens bewältigen!
Seitlich des leicht versetzt in einer Mandorlenfigur der Betonrückwand angebrachten Kreuzes zieren die Kirche mehrere raumhohe, schmale, streng geometrisch gestaltete Buntglasfenster, die Peter Burkhart aus Münchenentworfen hat. Das von der Westseite einfallende Licht gibt diesem Teil des Raumes eine eher gedämpfte, erwartungsvoll-mystische Atmosphäre. Die Erfüllung harrt des Gläubigen im Altarraum, auf den das ungefilterte „weiße“ Licht von oben fällt.
Christus ist das „Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott“, wie wir im Credo bekennen. Ihm begegnen wir in seinem Wort und im Sakrament, und er geht mit uns, wenn wir unseren Weg wieder „draußen“ im Alltag unseres Lebens fortsetzen – oft genug einen Kreuzweg, wie ihn uns die expressiven Bilder von Fritz Kruspersky beim Hingehen vor Augen stellen genug einen Kreuzweg, wie ihn uns die expressiven Bilder von Fritz Kruspersky beim Hingehen vor Augen stellen.
Text: © Dr. Josef Wimmer & © Gustav Gaisbauer
Fotos: © Peter Dafinger & © Gustav Gaisbauer