Kapelle in der Kinderklinik
Auch Besucher von außerhalb können mit dem Personal der Kinderklinik die Heilige Messe mitfeiern.
Kapelle in der Kinderklinik
Bischof-Altmann-Straße 9, 94032 Passau
Aktuelle Gottesdienstzeiten finden Sie hier: Kinderklinik Passau — Seelsorge
Patrozinium: Hl. Franziskus (4. Oktober)
Baugeschichte
Am 05.02.1981 fiel die Entscheidung des Wettbewerbs für den Neu- und Erweiterungsbau des Städtischen Krankenhauses. Angehängt an diese Wettbewerbsaufgabe war die strukturelle und städtebauliche Anordnung einer Kinderklinik mit rund 3000 qm Nutzfläche.
Am 13.3.1984 erfolgte die Bedarfsfeststellung und am 5.8.1987 die Baugenehmigung durch die Stadt Passau. Kurz danach erfolgte der Abbruch der Remise des Maierhofspital, so daß am 29.10.1987 der erste Spatenstisch und am 11.4.1988 mit dem Rohbau begonnen werden konnte. Verantwortlich war die Architektengemeinschaft Hajek-Irmer-Unterholzner aus München.
Die örtliche Bauleitung lag beim Ing.-Büro Lerch aus Passau.
Am 15.03.1991 erfolgte die Einweihung von Kinderklinik und Wohnheim und am 10.04.1991 dann die Inbetriebnahme.
Die Hauskapelle und der Altar wurden am 1.08.1991 durch Bischof Franz Eder geweiht. In das Sepulchrum des Altares sind Reliquien von SS Probi et Modesti MM eingelassen.
Das Kapelleninnere:
Der Altar als Schiff Gottes. In der vorderen Mitte steht der Altar aus Calacata-Marmor. Die Altarplatte ruht auf zwei Marmortafeln, die wie der Bug eines Schiffes wirken. Die Bodenfliesen davor sind wie Bugwellen aufgebauscht.
“Gottesdienst und Dienst an den Menschen lassen sich nicht trennen”, sagte Bischof Franz Eder bei der Altarweihe und bezeichnete ihn weiter als Ort der Versöhnung und des inneren Friedens, des Trostes und der Beruhigung, der Hoffnung, Zuversicht und Kraft zum Leben.
Beim Altarkreuz wurde wieder in Hinblick auf den Hl. Franziskus das Damianische Kreuz gewählt. Der Heilige hatte aus eigenem Antrieb die Kapelle San Damiano restauriert. Dort befand sich diese Form des Kreuzes, jedoch bemalt, wobei hier in der Kinderklinik das Kreuz mit geschnitzten Reliefs versehen ist.
Die Schutzmantelmadonna ist aus Lindenholz geschnitzt und mit Faßmalerei versehen. Ihr schützender Mantel unter dem sich hier in Bezug auf die Klinik, kranke Kinder befinden, wölbt sich um eine Betonsäule, die dadurch nicht mehr so störend im Raum steht.
Die Betbänke sind in einem leichten Rund um den Altar angeordnet und so gestaltet, daß kleine Kinder unter bzw. zwischen den Lehnen zum Altar schauen können.
Die Orgel wurde nachträglich installiert.
Das Fenster:
Die Glasfensterwand — etwa 9 x 3 m — zeigt die Legende von der Zähmung des grimmigen Wolfes von Gubbio durch den hl. Franziskus in eindrucksvoller Weise. In diesem Bild wird der Gedanke der Versöhnung ausgesprochen. Die Versöhnung mit Bruder und Schwester, mit dem eigenen Leben und dem eigenem Schicksal als Voraussetzung für die Feier der Eucharistie, wie Bischof Franz Eder ausdrücklich bemerkte.
Das Glas wurde als prägendes Gestaltungsmittel beim Bau der Kinderklinik bewußt verwendet. Es dient auch der atmosphärischen Gestaltung und soll dem Gebäude keine vordergründige Ästhetik verleihen. Durch die hohe Verglasung dringt das Tageslicht tief in den Raum ein und belichtet über die Glasauschnitte die inneren Wände, stellt gleichsam einen Lichthof in der Kapelle dar.
Die Verglasung, die gestalterisch das Bild der Innenhoffassade akzentuiert, stellt sicherlich einen Höhepunkt regionaler Glasmalkunst dar.
Die Glasverarbeitung fußt im Bayerischen Wald auf einer langen Tradition. Künstlerische Gestaltung und handwerkliche Präzision prägen die Werke dieser Region.
In der vom Viechtacher Künstler Rudolf Schmid geschaffenen Kapellenglaswand vereinen sich künstlerische Tradition und moderne Fassadentechnik.Von ihm stammen auch die Gläserne Scheune, der Gläserne Wald in Weißenstein bei Regen, sowie ein nicht unwesentlicher Teil in den Ägayrischen Gewölben in Viechtach.
Leicht geschwungen, nur durch die statisch notwendigen Profile gehalten, fügen sich die großformatig bemalten Scheiben aneinander.
Der Farbauftrag erfolgte in einer vom Künstler neu entwickelten Mischtechnik. Die Malerei wurde mit Silikatfarben ausgeführt, in einer Weise wie sie bis dahin auf Glas noch keine Anwendung fand. Die spezialgehärteten bemalten Scheiben liegen zwischen zwei Verbundglasscheiben.
Die mit großem Enthusiasmus bemalten Scheiben erzählen eine Geschichte aus dem Leben des heiligen Franziskus, der den franziskanischen Geist der Drittordensschwestern, die die Kinderklinik betreiben, verkörpert. Der Hl. Franz kommt mit seinem Begleiter ganz rechts ins Bild. In der Stadt beschwören die Einwohner Franz ja nicht dem Wolf entgegenzutreten. Er verläßt aber mit seinem Begleiter Gubbio durch das Römertor und geht auf den Wolf zu. Er beschimpft ihn und bietet ihm im Namen Christi Aufnahme in der Stadt, wenn er sich mit den Bewohnern verträgt.
Das Unwahrscheinliche geschieht, die Bestie unterwirft sich dem Heiligen und reicht ihm demutsvoll seine Pfote.
Von da an lebt der Wolf in Gubbio. Er wird an jeder Tür von den Leuten gefüttert und man findet langsam Gefallen an ihm. Als er alt und schwach geworden stirbt, begräbt man ihn in einer Kapelle und trauert um ihn.
Im Bild ist auch viel Symbolik enthalten. Im Stadtturm ist ein riesiger Wolfsrachen dargestellt, in dem ein Esel steht.
Der Hl. Franz nannte seinen Leib Bruder Esel. Diesen Esel warf er furchtlos in den Rachen des Ungeheuers und zähmte es durch die Kraft Gottes, die von ihm ausging.
Die finstere Umgebung und die verdorrten Bäume sollen die Zeit aufzeigen in welcher der Wolf die Stadt beherrschte. Je weiter man zur Bildmitte, zur Zähmung des Untieres kommt, um so heiterer wird es und die Landschaft blüht langsam auf.
Ganz links, wo der Wolf mit den Menschen in Frieden lebt, wachsen Blumen und die Bäume sind voller Laub, in dem sich Vögel einnisten und wohlfühlen.
Die Glaswand enthüllt in zweifacher Hinsicht ihren Zauber. Einmal von innen her im Lichte der Nachmittagssonne und abends von außen, wenn die Kapelle beleuchtet ist und man vom Klinikum oder vom Altenstift her die Treppen zur Kinderklinik hinauf schreitet. Ein Faszinosum, dem man sich nicht entziehen kann.
Text: © Dr. Josef Wimmer © Gustav Gaisbauer
Fotos: © Peter Dafinger