Kapelle im Klinikum Passau
Die Gottesdienste können auch Gäste von außerhalb besuchen.
Kapelle im Klinikum Passau
Innstraße 76 (früher Bischof-Piligrim-Straße 1)
94032 Passau
Aktuelle Gottesdienstzeiten finden Sie hier: Krankenhausseelsorge Passau
Patrozinium: Hl. Vinzenz von Paul (27.September)
Als das städtische Krankenhaus 1929 von der Heilig-Geist-Gasse an den Inn verlegt wurde, war im neuen Haus auf der jetzigen Ebene 5 des Klinikums nach Plänen des Architekten Prof. Dr. Richard Schachner aus München auch eine Kapelle errichtet worden, die Bischof Sigismund Felix, Freiherr von Ow-Felldorf, am 6.11.1929 weihte.
Betritt man diese, so steht man in einem Raum ausgewogener Orthogonalität in der Gestaltung der späteren Zwanzigerjahre des vorigen Jahrhunderts. In der Apsis befindet sich ein eindrucksvolles Holzkreuz im Edelstahlrahmen, das sich über einem schlichten Hochaltar erhebt.
Davor die Auswirkung der Liturgiereform: Volksaltar, Ambo und Sedilien, 1989 von der Passauer Künstlerin Marianne Wimmer in Holz und Silber geschaffen.
Im Zuge einer Renovierung 1989/90 wurden Deckenlüster, Altarleuchter, Tabernakel und Opferstock nach alten Plänen rekonstruiert. Ebenso zur ursprünglichen Einrichtung gehört der 1931 angebrachte Kreuzweg des Passauer Bildhauers Jakob Christl, der den Kapellenraum friesartig umläuft sowie die vom Ordinariat geliehene spätgotische Pieta an der Fensterwand. Ein Andachtsraum wie viele, wäre da nicht die Wucht der wandhohen Heiligenbilder, die jeden Besucher sofort in den Bann schlagen und deretwegen die Kapelle im Frühjahr 2001 als Baudenkmal anerkannt in die Denkmalliste eingetragen wurde.
Der Schöpfer der in Secco-Technik auf Kalkputz ausgeführten Wandbilder ist der damals am Passauer Humanistischen Gymnasium tätige Zeichenprofessor Georg Philipp Wörlen. Seine etwa fünf Meter hohen Heiligen, mit betonter Linie, farblich zurückhaltend und ohne räumliche Perspektive, waren seinerzeit ein umstrittenes Werk. Einerseits vom auftraggebenden Architekten sehr bejaht und von Printmedien als hervorragende Leistung besprochen, erfuhr Wörlens Wandgestaltung bei der heimischen Bevölkerung andererseits wenig Zustimmung, was im Jahre 1937 in der Passauer Donauzeitung sogar in einem Aufruf zur Tilgung dieser „entarteten Kunst“ gipfelte.
Das Bildprogramm in der Kapelle des Krankenhauses zeigt starken Bezug zu den Themenfeldern Krankheit, Unglück, Sterben, aber auch Gesundung, Hoffnung, Heilkunst und Hilfe. Die Botschaft der Heiligen besteht ganz deutlich darin, den Kranken und ihren Angehörigen die Hoffnung auf himmlischen Beistand zur Gesundung oder zumindest zu einer glücklichen und gesegneten Sterbestunde zu geben. Durch die Größe der Figuren und die geringe Betonung individueller Züge eignet den Heiligen eine distanzierte, entrückte Haltung; sie strahlen erhabene Stille und heilsame Ruhe auf den Besucher der Kapelle aus.
Durch die beigegebenen Attribute, die auf Legenden und Viten hinweisen, sind die Figuren benannt.
Fensterseitig sind dargestellt:
Hl. Georg in Ritterrüstung; einer der 14 Nothelfer; Patron der Soldaten, der Gefangenen und der Spitäler
Hl. Barbara mit Turm; Nothelferin; Patronin der Bergleute; Helferin für eine gute Sterbestunde
Hl. Erzengel Michael zufüßen Luziferfratze (übermalt); Patron des deutschen Volkes, der armen Seelen und der Sterbenden
Hl. Johannes der Täufer mit Lamm; Patron der Bauern, Hirten und Winzer; Helfer bei Kopfschmerz und Angst
Auf der Gegenwand (von rechts nach links) sind dargestellt:
Hl. Wolfgang mit Kirchenmodell; Patron Regensburgs; Helfer bei Gicht, Blutungen, Schlaganfall, Unfruchtbarkeit
Hl. Magdalena mit Salbgefäß; Symbol für Reue, seelische Hilfe und tätige Liebe, Helferin bei Augenleiden
Hl. Christophorus mit Jesuskind; Nothelfer; Patron der Autofahrer und Reisenden; Helfer gegen einen unerwarteten und für einen guten Tod
Hl. Benedikt mit Regelbuch; Vater des abendländischen Mönchtums; Helfer bei Fieber, Entzündungen, Vergiftungen
Hl. Scholastika mit Taube auf Buch; Schwester Benedikts und Patronin der Benediktinerinnen; Helferin für Regen und gegen Blitzschlag
Hl. Katharina mit Wagenrad; Nothelferin; Patronin der wissenschaftlichen Lehrer und Schüler; Helferin bei Krankheiten
Hl. Sebastian mit Pfeilen; Patron der Sterbenden, besonders der Pestkranken
Hl. Agnes mit Lamm (agnus lateinisch: Lamm); Patronin der Jungfrauen
Text: © Pfarrei St. Anton, © Dr. Josef Wimmer,
© Gustav Gaisbauer
Fotos © Peter Dafinger